Historischer Preisverfall in Deutschland trifft auch den Immobilienmarkt Münsterland – Schock für Verkäufer oder Erleichterung für Immobilienkäufer?
Ein historischer Preisverfall betraf die Immobilienpreise im Münsterlandsind im Jahr 2023. Binnen Jahresfrist waren die Preise stärker gefallen, als in den letzten 60 Jahren zuvor. Die Nachricht des Kieler Institut für Weltwirtschaft (IfW) ist ein Schock für Immobilienverkäufer: „Die Geschwindigkeit und das Ausmaß des gegenwärtigen Preisverfalls bei Immobilien in Deutschland sind historisch einmalig“.
Die Studie des IfW beruht auf den Kaufpreissammlungen der Gutachterausschüsse und spricht eine klare Sprache: Mehrfamilienhäuser verbilligten sich um 20,1 Prozent, Einfamilienhäuser um 11,3 Prozent und Eigentumswohnungen um 8,9 Prozent. Wird der Kaufkraftverlust durch die Inflation berücksichtigt, so haben Mehrfamilienhäuser etwa ein Viertel an Wert verloren, Einfamilienhäuser sind um ca. ein Sechstel und Eigentumswohnungen um ein Siebtel billiger geworden.
Der Immobilienmarkt im Münsterland spiegeln den historischen Preisverfall in Deutschland. Während Neubauwohnungen nur etwa 5 Prozent günstiger wurden, mussten die Eigentümer unsanierter Häuser aus den 50er, 60er und 70er Jahren häufig einen Wertverfall von mehr als 25 Prozent hinnehmen. Grundsätzlich gilt die Regel, je älter die Immobilien und je höher der energetische Sanierungsbedarf, desto höher die Abschläge auf den Kaufpreis.
Kommentar des Inhabers: „Nach jahrzehntelanger Rallye auf dem Immobilienmarkt war die Preiskorrektur absehbar. Die Zinsen für die Immobilienfinanzierung haben sich etwa verdreifacht, hinzu kommen Preissteigerung bei Baumaterialien und Handwerkerlöhnen. Gleichzeitig haben hohe Energiekosten und hohe Lebenshaltungskosten die reale Kaufkraft der Bürger eingeschränkt.“ Politische Rahmenbedingungen spielten ebenfalls eine unschöne Rolle, wie plötzliche Förderstopps, die Verschärfung der Förderbedingungen für energieeffizientes Bauen und das weithin kritisierte „Heizungsgesetz“ (Gebäudeenergiegesetz).
Zurück zur anfangs gestellten Frage: Schock für Immobilienverkäufer oder Erleichterung für Immobilienkäufer? Verkäufer sehen sich mit einem starken Preisverfall für Ihre Immobilien konfrontiert. Das ist ein harter Rückschlag, aber angesichts der stark gestiegenen Preise im letzten Jahrzehnt verkraftbar. Der Immobilienkauf wird durch die Preiskorrektur jedoch nur für solche Kreise attraktiver, die ausschließlich oder überwiegend mit Eigenkapital finanzieren können. Für Kaufinteressenten mit wenig Eigenkapital, ist die Rückkehr der Zinsen auf ein normales Niveau ein harter Schlag. Trotz verringerter Kaufpreise ist die monatliche Belastung durch Zins und Tilgung deutlich gestiegen. Weil das frei verfügbare Einkommen durch den Preisanstieg bei Lebensmitteln und Energie gesunken ist, werden sich weite Teile der Mittelschicht vom Traum von der eigenen Immobilie verabschieden müssen.
Aber nicht nur die Preise waren im Jahr 2023 rückläufig, es wurden auch deutlich weniger Immobilien verkauft, als in den Jahren zuvor. Die FAZ bezeichnete die Entwicklung als „Streik der Immobilienkäufer„. Der Immobilienverband Deutschland (IVD) kommt in seiner Hochrechnung auf ein Minus von rund 30 % beim Investitionsvolumen in private und gewerbliche Immobilien, Jones Lang Lasalle (JLL), der weltweit größte Anbieter von Immobiliendienstleistungen und Vermögensverwaltungen, berechnete sogar einen Rückgang von 52 Prozent gegenüber dem Vorjahr.
Ausblick für 2024: Insgesamt zeigt sich das Münsterland, geprägt durch Handwerk, Mittelstand und Dienstleistungsbranche, erstaunlich widerstandsfähig gegen die Krise im Immobiliensektor, so dass wir nach dem Preisschock in 2023 für das Jahr 2024 eine leichte Erholung der Immobilienpreise im Münsterland erwarten. Erste Indikatoren sind sinkende Zinsen für Immobiliendarlehen sowie das zunehmende Interesse von Investoren an Baugrundstücken. Gefahr droht vor allem durch den Rückgang der Wirtschaftskraft in Deutschland und durch die Verschärfung der Bauvorschriften, die heute schon ca. 25 Prozent der Baukosten verursachen.